03 Mrz Was ist eine Klassifikation / Klassifizierung?
Eine Klassifikation ist ein System, das Produktdaten in eine klar strukturierte Ordnung bringt. Die Klassifizierung beschreibt das Vorgehen zur Umsetzung einer Klassifikation. Dort werden Produkte in Hauptgruppen und spezifische Untergruppen aufgeteilt. Bei der Klassifizierung werden Produkte in Hauptgruppen und spezifische Untergruppen aufgeteilt. Zudem erhält jedes Produkt eine eindeutige Beschreibung anhand bestimmter Merkmale. So könnten Schuhe beispielsweise nach der Kategorie „Sportart“ mit den Unterkategorien „Fußball“, „Wandern“ und „Joggen“ sowie nach der Kategorie „Farbe“ mit den Merkmalen „gelb“, „grün“ und „blau“ klassifiziert werden.
Warum sind Klassifikationen im Produktdatenmanagement wichtig?
Klassifikationen erleichtern das Produktdatenmanagement in vielerlei Hinsicht. Zum einen sorgen sie für Standardisierung. Denn sie bieten einheitliche Begrifflichkeiten und eine klare Struktur, wie Produktinformationen organisiert werden. Produkte lassen sich dadurch eindeutig zuordnen und beschreiben, zum Beispiel im Data-Onboarding von Lieferantendaten. Wenn Lieferanten die Farbe von Sportschuhen unterschiedlich benennen – etwa einer als „honigfarben“, ein anderer als „senffarben“ und ein dritter einfach als „gelb“ –, führt dies beim Import in die internen Systeme des Datenempfängers zu einer unübersichtlichen Vielfalt an Bezeichnungen. Wenn diese so übernehmen werden, wäre es aufgrund der unterschiedlichen Bezeichnungen eine große Herausforderung, alle gelben Schuhe in Systemen (z.B. dem PIM oder ERP) zu finden. Einheitliche Klassifikationen machen also Produkte leichter auffindbar und vergleichbar – sowohl in internen Systemen als auch in eBusiness-Kanälen, wie Online-Shops, eProcurement-Plattformen und Marktplätzen. So können Käufer gezielt nach gelben Sportschuhen suchen und diese leichter vergleichen, z.B. gelbe Schuhe von unterschiedlichen Sportmarken.
Andererseits wird auch die Datenqualität durch die Klassifizierung der Produktdaten verbessert. Durch einheitliche Begrifflichkeiten und die Zuordnung der Produktdaten werden Inkonsistenzen vermieden.
Außerdem werden dadurch Prozesse im Produktdatenmanagement effizienter. Klassifizierte Produktdaten lassen sich einfacher transformieren – sei es für die Integration in unterschiedlichen Datenstandards wie BMEcat, FAB-DIS, DPB, für bestimmte Klassifikationsstandards wie ETIM oder ECLASS, eBusiness-Kanäle, Großhändler, Kunden oder andere Datenempfänger.
Falls Produktdaten beispielsweise unterschiedliche Maßeinheiten enthalten, z.B. in mm, cm, m und ein Datenempfänger die Maßangaben ausschließlich in cm haben möchte, müssten die Daten erstmal angepasst und aufwendig transformiert werden. Anders wäre es, wenn nur „mm“ verwendet wird, dann kann über ein Data-Syndication-Tool ganz einfach eine Umrechnung für alle Maßangaben vorgenommen werden.
Klassifikationen spielen auch eine entscheidende Rolle in der automatisierten Datenbereitstellung zwischen Herstellern, Händlern bzw. Großhändlern. Hierfür gibt es diverse Klassifikationsstandards bzw. Klassifikationssysteme, die den Datenaustausch erleichtern. Dank dieser sprechen Datenlieferanten und Datenempfänger ein und dieselbe Sprache. Produktdaten müssen dadurch nicht noch aufwendig transformiert werden, sondern können direkt und automatisiert ausgetauscht werden.
Welche Klassifikationen sind im Produktdatenmanagement üblich?
Im eBusiness gibt es verschiedene Klassifikationssysteme, die alle ihre eigenen Stärken haben. Produkte und ihre Merkmale sind unterschiedlich. Ebenso verschieden sind daher auch die branchentypischen Anforderungen an Produktinformationen. Produkte werden je nach Art, Branche, Land und weiteren Faktoren deshalb unterschiedlich kategorisiert. All diese Standards sorgen für eine einheitliche Datenbasis und werden oft von Branchenverbänden entwickelt. Einige wichtige Klassifikationssysteme sind:
Hausklassifikation:
Die Hausklassifikation ermöglicht es Unternehmen, Produktdaten nach eigenen Kategorien zu organisieren und flexibel anzupassen. Dies ist ideal für individuelle Anforderungen, bringt jedoch den Nachteil mangelnder Standardisierung mit sich. Dadurch wird der Datenaustausch und die Integration zwischen verschiedenen Systemen erschwert.
Klassifikationsstandards
Neben der Hausklassifikation gibt es auch noch die Klassifikationsstandards. Diese bieten eine standardisierte, branchenweit anerkannte Struktur. Das bedeutet, dass alle Beteiligten dieselben Begriffe und Kategorien verwenden. Klassifikationsstandards erleichtern den Austausch und die Integration eurer Produktdaten enorm. Händler und Lieferanten können auf eine gemeinsame Basis zugreifen, was die Zusammenarbeit vereinfacht.
Aber es gibt auch einen kleinen Nachteil: Klassifikationsstandards können in gewisser Weise unflexibel sein. Denn sie lassen wenig Spielraum für individuelle Anpassungen. Wenn euer Produkt spezielle Merkmale hat, die nicht im Standard abgebildet sind, müsst ihr diese oft zusätzlich dokumentieren oder als zusätzliche Attribute erfassen. Zu den bekanntesten Klassifikationsstandards gehören:
- ECLASS: ECLASS ist ein branchenübergreifendes Klassifikationssystem. Es wird in vielen Industriebereichen verwendet und von der eProcurement-Plattform simple system verlangt.
- ETIM: ETIM wurde ursprünglich für die Elektrotechnik entwickelt. Jetzt wird es auch in den Bereichen Heizung, Lüftung und Klima (HVAC), Sanitär, Baustoffe, Schiffbau sowie Werkzeuge und Baubedarf verwendet. ETIM wird häufig von Großhändlern wie Sonepar und REXEL verwendet.
- GPC (Global Product Classification): Von GS1 entwickelt, findet dieser Klassifikationsstandard hauptsächlich in der Konsumgüterwirtschaft, aber auch im DIY- und Consumer-Electronics-Bereich Verwendung. Produktdaten, die über die GDSN-Datenpools von GS1 ausgetauscht werden, müssen u.a. nach GPC klassifiziert werden.
- UNSPSC (United Nations Standard Products and Services Code): UNSPSC ist ein globales Klassifikationssystem, das eine einheitliche Struktur zur Beschreibung von Produkten und Dienstleistungen bietet. Es wird häufig in der Beschaffung und im öffentlichen Auftragswesen eingesetzt.
Wie ist ein Klassifikationssystem aufgebaut?
Klassifikationen sind üblicherweise in einer klar definierten Struktur aufgebaut. Diese kann sowohl hierarchisch als auch nicht hierarchisch aufgebaut sein. Klassifikationsstandards enthalten sowohl allgemeine Kategorien, als auch spezifische Merkmale und Attribute. Im Folgenden wird der grobe Aufbau einer ETIM-Klassifikation in der Version 9 dargestellt:
Warum gibt es verschiedene Klassifikationsversionen?
Im globalen, schnelllebigen Handel ändern sich viele Produkte und ihre Beschaffenheiten häufiger. Dies führt zu Problemen mit etablierten Klassifikationen und ihrer Struktur. Deshalb werden Klassifikationen in Form neuer Versionen fortlaufend an die neuen Marktbedingungen angepasst. So wird sichergestellt, dass Produkte jederzeit adäquat kategorisiert und einheitlich verglichen werden können. Versionen können sich unter anderem in diesen Aspekten voneinander unterscheiden:
- Neue Produktkategorien für Innovationen, z. B. KI-gesteuerte Beleuchtungssysteme
- Erweiterte Merkmale. Das können Ergänzungen wie Appsteuerung sein-
- Präzisierungen: Anpassungen zur Vermeidung von Missverständnissen, z. B. bei Materialdefinitionen.
- Entfernung veralteter Klassen / Kategorien: z.B. Ersetzen von veralteten Technologien wie Glühlampen durch aktuelle wie LED
Versionswechsel und Anpassungen an Klassifikationen sind entscheidend, um stets den aktuellen Standards zu entsprechen. Allerdings können diese Veränderungen auch schnell zur Herausforderung werden.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Klassifikation von Produktdaten?
Eine große Herausforderung im Vorfeld der Klassifizierung ist eine mangelnde Datenqualität. Um eine Nachtleuchte nach einer bestimmten Klassifikation korrekt zu beschreiben, müssen die Daten genau, vollständig und standardisiert sein oder werden können.
Wenn beispielsweise eine Nachtleuchte einmal mit „weißem Licht“ und ein anderes Mal mit „warmweißem Licht“ beschrieben wird, erschwert das die Klassifizierung. Außerdem führt es zu Verwirrung bei euren Händlern und Kunden. Zudem wird es für diese auch schwieriger, das Produkt zu finden und zu vergleichen. Daher solltet Unternehmen sich im besten Fall schon von Anfang an über klare und präzise Produktdatenstrukturen Gedanken machen. Das wird die Klassifizierung der Produkte und Produktdaten um einiges erleichtern, vor allem wenn viele Klassifikationsstandards bedient werden müssen.
Wie vorher schon angedeutet sind Versionswechsel bei Klassifikationsstandards nicht zu unterschätzen und mitunter zeitaufwändig. Dafür müssen alle Änderungen sorgfältig mit den bestehenden Produktdaten abgeglichen werden. Eine manuelle Anpassung ist dabei selbst bei einer Produktanzahl von 100 bis 200 eine arbeitsintensive Aufgabe. Zusätzlich verlangen viele eBusiness-Kanäle und Datenempfänger weiterhin die Verwendung älterer Klassifikationsversionen. Beispielsweise akzeptiert simple system, Stand August 2024, noch die ECLASS-Versionen 5.1 und 7.1 im BMEcat-Format, obwohl die aktuelle Version bereits ECLASS 14 ist und diese voraussichtlich im November 2024 von ECLASS 15 abgelöst wird.
Für das Produktdatenmanagement bedeutet dies, dass sowohl ältere als auch neuere Klassifikationsversionen gepflegt und verarbeitet werden müssen. Viele Unternehmen verwenden PIM-Systeme wie Akeneo, Contentserv, crossbase, eggheads / ATAMYA, OMN, Pimcore oder Viamedici, um diverse Klassifikationen und Versionen zu verwalten. Das führt zu einer hohen Datenhaltung und einem großen Pflegeaufwand. Jedoch bieten Feed-Management- oder Data-Syndication-Tools eine Erleichterung bei Klassifizierungswechseln. Dadurch wird der Aufwand in der Datenhaltung und Pflege im PIM-System deutlich reduziert.
Was ist der Zusammenhang zwischen Klassifikation und Austauschformat?
Häufig werden Klassifikationen über Austauschformate bzw. Datenstandards an verschiedene Datenempfänger aus dem eBusiness übergeben. Das können Marktplätze, wie Mercateo, eBay, Amazon, Großhandelsplattformen wie Open Datacheck, eProcurement-Plattformen wie simple system, Kunden oder Ähnliches sein. Klassifikationen wie ETIM sorgen dafür, dass eure Produkte eindeutig kategorisiert und beschrieben werden, während Austauschformate wie BMEcat oder künftig auch xChange, die ETIM-Daten strukturiert weitergeben. Daher heißen diese im Kontext von ETIM auch ETIM BMEcat und ETIM xChange. Neben den beiden Datenstandards gibt es auch noch weitere, die Klassifikationen übergeben können, z.B. DPB, GS1 XML oder auch der französische Standard FAB-DIS.
In der Praxis werden die Produktdaten und Klassifizierungen häufig im PIM und/oder ERP gepflegt. Wobei letzteres hauptsächlich Preis und Bestandsdaten erfasst. In der Data-Syndication werden diese Austauschformate und Klassifikationen aus dem PIM- und ERP-System heraus kombiniert, transformiert und an eure Datenempfänger übermittelt. Das kann über Schnittstellen oder Data-Syndication bzw. Feed-Management-Software automatisiert passieren.
Beispielsweise ermöglicht die Data-Syndication-Software CatalogExpress die Anbindung verschiedener Datenquellen, z.B. PIM, ERP, XML, JSON, CSV. Dabei bietet CatalogExpress bereits Standardschnittstellen zu Akeneo, Contentserv, crossbase, eggheads / ATAMYA, OMN, Pimcore und Viamedici. Die verschiedenen Quelldaten können passend auf geforderte oder selbst definierte Zielformate (z.B. XML, JSON, EXCEL, CSV, BMEcat, FAB-DIS, xChange uvm.) gemappt werden. Nutzer können das fertig generierte Austauschformat inklusive der jeweiligen Klassifikation gegen ein XSD-Schema validieren. So kann gewährleistet werden, dass alle Merkmale und Strukturdaten korrekt hinterlegt sind. Anschließend können Produktdaten automatisiert übergeben werden.
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