23 Jan. Was ist der DPB-Datenstandard?
Im Produktdatenmanagement wird der DPB-Datenstandard als Datenaustauschformat in der Baubranche verwendet. Die Abkürzung DPB steht für „Datenmanagement zur Prozessoptimierung für Bauprodukte“ im Groß- und Einzelhandel. Es handelt sich also um ein
– brancheneinheitliches
– flexibles und
– vielseitiges
Austauschformat für Artikelstammdaten speziell für die Bedürfnisse der Baustoffbranche.
Welche Produktdaten werden im Datenformat DPB aufgelistet?
Das Modell kann eine Vielzahl essenzieller Datensätze für Produkte der Baubranche darstellen. Dazu gehören (Stand Februar 2024) u.a.:
- Artikelbeschreibungen
- Bestell- und Bewegungsdaten (z.B. Bestelleinheit, Verfügbarkeitsdatum eines Artikels)
- Energie- und Gefahrgutangaben (wie die Energieeffizienzklasse)
- Preise und Rabatte (beispielsweise der Listenpreis)
- GTIN und Herstellerangaben (z.B. auch die GLN)
- Maß-/Gewichtsangaben (also z.B. Gewicht oder Größe)
- Liefer- und Verpackungsangaben
- uvm.
Welche Datenanforderungen hat der DPB-Datenstandard?
Im Folgenden erhalten Sie einen groben Überblick über einige der Anforderungen des DPB-Branchenstandards. In der Guideline (Regelwerk) des DPB-Branchenstandards werden diese noch ausführlicher und genauer beschrieben.
Welches Dateiformat verwendet der DPB-Datenstandard?
Die geforderten Daten für den DPB-Branchenstandard können entweder als eine Excel-Datei (XLSX) oder als eine XML-Datei bereitgestellt werden. In beiden Dateiformaten sind die wesentlichen Informationen vorhanden. Wenn Daten eher manuell gepflegt werden, bietet sich das Excel-Format an. Dies kann natürlich auch automatisch wie XML erstellt werden. Es ist jedoch zu beachten, dass Excel bestimmte Elemente wie Bilder oder Gefahrstoffe begrenzt wiederholen kann. Wenn mehr Wiederholungen benötigt werden oder dies für die Zukunft geplant ist, ist die XML-Struktur die bessere Wahl, da sie deutlich flexibler in der Darstellung einiger Produktdaten oder Stammdaten ist.
Wie sind Datenelemente aufgebaut?
Nachdem das Format des DPB-Datenstandards bekannt ist, ist es nun wichtig zu erfahren, welche Inhalte bzw. Produktattribute gefordert sind. Diese werden im DPB als Datenelemente bezeichnet. Ein Datenelement, wie zum Beispiel eine Artikelkurzbeschreibung, kann verschiedene Informationen enthalten, darunter einen DPB-Attributnamen, einen Status, eine Hierarchiestufe, ein Format, eine Ausprägung oder Wertebereiche, Codelisten, Wiederholbarkeit und eine Definition.
DPB-Attributname
Der Attributname im DPB-Modell ist der Name des Datenelements oder Attributs. Als Beispiel wird hier der Attributname für die Artikelkurzbeschreibung angezeigt: /dbpCatalogue/dbpTradeItems/dbpTradeItem/descriptionShort.
Informationsstatus
Der Informationsstatus beschreibt, ob es sich bei dem Datenelement im DPB, um eine Pflichtangaben oder optionale Angaben handelt. Im DPB werden vier Informationsstatus unterschieden:
Muss-Angaben: Das sind Pflichtangaben, die zwingend ausgefüllt werden müssen. hne diese Informationen kann ein Artikel nicht gelistet werden. Ein Beispiel hierfür ist die manufacturerGLN, also die Hersteller-GLN. GLN steht für Global Location Number und ist eine 13-stellige Nummer, die ein Unternehmen weltweit eindeutig identifiziert.
Bedingte Muss-Angaben: Diese Datenelemente sind erst dann zwingend erforderlich, wenn bestimmte Datenelemente vorhanden sind. Ein Beispiel im DPB-Branchenstandard sind die Listenpreisangaben. Diese sind eigentlich optional. Wenn jedoch Listenpreisangaben gemacht werden, müssen alle drei Informationsbestandteile, also der Listenpreis/Währung, die Basismenge/Maßeinheit und das Startdatum, gepflegt werden.
Optionale Angaben: Es handelt sich um Datenelemente, die angegeben werden können, aber nicht zwingend erforderlich sind. Wenn jedoch bestimmte Produktgruppen optionale Angaben erfordern, ist es ratsam, diese Attribute auszufüllen. Ein Beispiel hierfür ist die energyEfficiencyClass, also die Energieeffizienzklasse. Für einen Lampenhersteller wäre diese optionale Angabe durchaus sinnvoll.
Bedingt optionale Angaben: Diese Angaben sind auch freiwillig. Allerdings können sie nur angegeben werden, wenn bestimmte andere Informationen vorhanden sind. Ein Beispiel ist hier die Mindestbestellmenge. Diese kann nur angegeben werden, wenn für die Bestelleinheit „Ja“ angegeben wurde. Nehmen wir hier Dachziegel als Beispiel. Wenn Käufer hier die Möglichkeit haben, einzelne Dachziegel zu bestellen, wird „Ja“ bei der Bestelleinheit angegeben. In diesem Fall kann dann auch eine Mindestbestellmenge, als bedingt optionale Angabe im DPB-Branchenstandard hinterlegt werden.
Hierarchie
Die Hierarchiestufe bestimmt, für welche Art von Produkt oder Artikeleinheit die Datenelemente gelten.
- Alle: Diese Datenelemente gelten für jede Artikeleinheit, einschließlich des Basisartikels und aller Verpackungseinheiten. Zum Beispiel muss die Artikelkurzbeschreibung für alle Produkte oder Artikeleinheiten gemacht werden.
- Basisartikel (niedrigste Ebene): Diese Angaben werden nur beim Basisartikel gemacht und gelten normalerweise für die gesamte Artikelhierarchie, also das Produkt mit all seinen weiteren Artikeleinheiten (Verpackungseinheiten). Ein Beispiel für ein Datenelement mit dieser Hierarchiestufe wäre die Umsatzsteuer.
- Nicht-Basisartikel (nicht niedrigste Ebene): Diese Angaben gelten nur für Verpackungseinheiten.
- Nicht-Palette (GTIN-codiert): Diese Angaben gelten für alle Artikeleinheiten, vom Basisartikel bis hin zu Um- oder Transportverpackungen, außer für Paletten.
- Palette (GTIN-codiert): Diese Angaben dienen speziell zur Beschreibung einer GTIN-codierten Palette.
Format
Datenelemente werden auch durch Formate beschrieben. Beispielsweise steht „an..7“ für alphanumerische Zeichen, also eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen, die maximal 7-stellig sein darf.
Wertebereich
Im Werte- und Ausprägungsbereich werden bestimmte Arten oder Werte beschrieben, die in einem Format erlaubt sind. Beispielsweise gibt es beim Format Boolean die Ausprägungen Ja (true) und Nein (false).
Codeliste
Bei der Codeliste wird erwähnt, ob es für das Datenelement im DPB eine Codeliste gibt. Beispielsweise gibt es für die Artikelkurzeschreibung im DPB-Branchenstandard Language Codes.
Wiederholbarkeit
Wiederholbarkeit gibt an, ob und wie oft das Datenelement wiederholbar ist. Zum Beispiel darf die Artikelkurzbeschreibung dreimal für einen Artikel im DPB-Branchenstandard wiederholt werden.
Definition
Zum Schluss gibt es noch die Definition der Datenelemente. Hier sind zusätzliche Beschreibungen, Bedingungen, Beispiele und Tipps zum Datenelement enthalten. Bei unserem Beispiel der Artikelkurzbeschreibung muss zum Beispiel immer eine entsprechende Sprache über einen der Language Codes übermittelt werden. Hier ist ein Beispiel für eine Artikelkurzbeschreibung: <descriptionShort lang=“de“>TitanRoof Dachziegel schiefergrau</descriptionShort>
Welches Klassifikationsmodell nutzt der DPB-Branchenstandard?
Mit der Version 02.00 des DPB-Branchenstandard für die Baubranche können Produktdaten auch mit den ETIM-Daten übergeben werden. Die Klassifizierung nach ETIM ist bisher noch nicht verpflichtend, sondern optional. Dies liegt daran, dass sich einige Sortimentsgruppen aus der Baustoffindustrie bei ETIM noch im Aufbau befinden (zum Beispiel Bauchemie, Dämmstoffe, Dachprodukte usw.) oder sogar noch fehlen. Für bestimmte Produkte gibt es daher noch keine entsprechenden ETIM-Klassen, und sie können daher noch nicht danach klassifiziert werden.
Lediglich die Angabe, ob der Artikel nach ETIM klassifiziert wird, ist eine Pflichtangabe. Im DPB-Branchenstandard 02.00 wird dieses Datenelement als „tradeItemEtimClassification“ bezeichnet. Es handelt sich dabei um ein Boolean-Feld, das also entweder mit „true“ oder „false“ angegeben werden kann. Wenn „true“ angegeben wird, muss der Artikel entsprechend nach ETIM klassifiziert werden, was bedeutet, dass alle erforderlichen Informationen wie ETIM-Klasse, ETIM-Features und gegebenenfalls auch ETIM-Values angegeben werden müssen.
Wer hat den DPB-Datenstandard entwickelt?
Der gleichnamige Verein „DPB Datenmanagement zur Prozessoptimierung für Bauprodukte im Groß- und Einzelhandel (DPB)“ gründete sich am 15.04.2019 in Frankfurt und entwickelte dieses Datenautauschformat.
Der Verein und seine Verwaltung des gleichnamigen Branchenstandards werden von einer Vielzahl an Initiativen und Vereinen aus der Baustoffindustrie und dem Baustofffachhandel unterstützt.
Dazu zählen unter anderem
- der Verein „Bundesverband Deutsche Baustoff-Fachhandel“ (BDB)
- der Gesprächskreis Baustoffindustrie/BDB
- der „Wir für Ausbau und Trockenbau e. V.“
sowie diverse Baustoffhändler und -anbieter wie
- Bauvista
- Hagebau
- Eurobaustoff
- der Zentraleinkauf Baubedarf (ZEB)
- Stark Deutschland
Auch das für die Baubranche wichtige Heinze-Lieferantenportal unterstützt die Initiative und somit auch die Nutzung des Datenstandards.
Wann wurde der Datenstandard DPB eingeführt
Der Verein DPB Datenmanagement zur Prozessoptimierung für Bauprodukte im Groß- und Einzelhandel e.V. (DPB) verabschiedete die erste Datenbeschreibung für ein Artikelstammdatenmodell im März 2020. Als erstes derart einheitliches Datenmodell ermöglicht DPB ein klar definiertes Produktdatenmanagement für den Einzelhandel oder den Fachgroßhandel. Der Verein veröffentlichte die Version 01.02 im Januar 2021. Im Dezember 2023 erfolgte der Release von DPB-Version 02.00.
Warum wurde der DPB-Datenstandard entwickelt?
Obwohl die Baubranche eine der ältesten Branchen der Menschheitsgeschichte ist, haben Unternehmen ihre Produktdaten viele Jahre lang auf unterschiedliche Arten und Weisen erfasst, aufbereitet und distribuiert. Ein nicht einheitlich geregeltes MDM (Master Data Management) führt zu wiederkehrenden Problemen wie:
- Einer umständlichen Datenintegration von diversen Lieferanten, da Datensätze in unterschiedlich strukturiert und in verschiedenen Dateiformaten (wie z. B. CSV, TXT, XLSX, XML, PDF – oder sogar in Papierform) zur Verfügung gestellt werden.
- Einer erschwerten Datenübersicht und entsprechend fehlerhaften sowie unvollständigen Datensätzen, welche Listungen mitunter sogar unmöglich machen.
Hinzu kommen beispielsweise Nachteile durch eine handschriftliche Datenerfassung, welche eine zeitintensive digitale Aufbereitung nach sich zieht. Aus all diesen und weiteren Problemen resultieren sinkende Umsätze und sowie ausbleibende Kooperationen und Listungen in hiesigen Portalen und Marktplätzen – ein echter Supergau.
Um diesen durch klar geregelte digitale Prozesse zu verhindern, hat der Verein DPB ein effizientes, einheitliches Datenformat ins Leben gerufen: Der DPB-Datenstandard ermöglicht Akteuren der deutschen Baubranche erstmals ein einheitliches Datenmanagement mit hoher Datenqualität. Sowohl der Datenimport in das eigene PIM-/ERP-System (Data-Onboarding) als auch der Export und die Distribution von eigenen Daten (Data-Syndication) werden so vereinheitlicht und dadurch erleichtert.
Die klar festgelegten Hierarchien und Strukturen der Produktdaten stellen sicher, dass alle Hersteller, Lieferanten, Händler und B2B-Kunden entlang der Content Supply Chain mit optimal gepflegten Bauproduktdaten arbeiten können.
Ist DPB der Datenstandard für die deutsche Baustoffbranche?
Ja. Das Datenmodell gewährleistet deutschlandweit einheitliche Produktdaten für den Datenaustausch zwischen Hersteller, Lieferanten und Händlern der Baustoffbranche. Um den Standard national zu etablieren, weist beispielsweise das branchenweit genutzte Heinze-Lieferantenportal auf seiner Website (Stand Februar 2024) aktiv darauf hin, dass Lieferanten ihre Produktdaten im DPB-Standard zur Verfügung stellen müssen.
Top 10 Vorteile des Datenstandards DPB
Die Nutzung des DPB-Branchenstandards ermöglicht Unternehmen viele Vorteile wie beispielsweise:
- Bestmögliche Produktstammdaten durch einen einheitlichen Stammdatenstandard
- Optimale digitale Datennutzung im wachsenden e-Commerce / e-Business
- Ein besseres Management wichtiger Kalkulations- und Beschaffungsprozesse
- Verbesserung der Qualitätssicherung durch ein hohes Datenniveau
- Geringere Kosten dank klarer Leitlinien des Datenmanagements
- Erhöhte Kostensicherheit durch eine transparente Datengrundlage für alle Projektbeteiligten
- Verhinderung von Fehlern in der Datenerfassung
- Allgemeine Beschleunigung der Datenauswertung und Datenweitergabe
Was muss bei der Nutzung von DPB beachtet werden?
Vor der firmeninternen Einführung und Nutzung des Branchenstandards ist es sinnvoll, bestimmte Planungsschritte mit allen firmeninternen Prozessbeteiligten zu besprechen. Folgende Leitpunkte sind dabei entscheidend:
- Verantwortlichkeiten klären
- Überblick verschaffen: IST- und SOLL-Zustand analysieren
- Verständnis über das Basis-Stammdatenmodell erhalten
- Importdateien (Excel und XML) nachvollziehen und Zusammenhänge verstehen
- Eigene Datenquellen für die Erstellung definieren
- Daten aus den eigenen Datenquellen zusammenführen (Mapping)
- Importdatei generieren, prüfen und an den Empfänger senden
- Prozess und Daten für die nächsten aktualisierten Datenlieferungen ablegen und dokumentieren
Weitere nützliche Informationen und Tipps zu diesen Aspekten finden Sie in unserem kostenlosen DPB-Whitepaper.
Welche Software kann ich für das Datenmapping und die DPB-Dateierzeugung nutzen?
Um Produktdaten aus Ihrem PIM-/ERP-System exakt gemäß der DPB-Datenstruktur zu verarbeiten und Ihre erzeugte Katalogdatei dann an die jeweiligen Datenempfänger (z. B. Lieferantenportale oder Händler) zu senden, kann CatalogExpress eine nützliche Software as a Service-Lösung sein. Die Middleware sammelt sie alle Produktdaten aus Ihren verschiedenen Quellsystemen und -dateien (u. a. PIM, ERP, DAM, XLSX, CSV) ein, prüft diese, bereitet sie nach den vorgegebenen Anforderungen auf und erzeugt Ihnen alle individuellen Ausgabeformate in der bestmöglichen Datenqualität.
Welche neuen Funktionen gibt es in der DPB-Version 02.00?
Die im November 2023 veröffentlichte Version 02.00 weist einige Neuerungen auf. Hier finden Sie die wichtigsten Änderungen im Überblick:
1.) Hierarchie & Struktur:
- Artikelhierarchien auch ohne GTIN / EAN
- Verpackungshierarchien (z. B. Kartusche, Karton, Palette) können nun auch problemlos über das zusätzliches Tabellenblatt „nonGtinPackagingQuantities“ eingelesen werden, selbst wenn der Hersteller keine GTIN/EAN zur Verfügung stellt. Dies war in früheren Versionen nicht möglich.
2.) Staffelpreise:
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- Jetzt ist es erstmal möglich, bis zu 20 Staffeln auf dem separaten Tabellenblatt „bulkPriceInform“ einzulesen.
3.) Verpackungen und Maßeinheiten
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- Im Feld „Verpackungsart“ (M286) können jetzt auch Maßeinheiten zusätzlich zu den bisherigen Verpackungsarten ausgewählt werden.
- Die Codeliste für Verpackungen (PackageTypeCode) wurde um weitere 23 Typen erweitert, darunter z. B. die Angaben „Bund“ und „Großbund“.
4.) Kundenspezifische Artikel
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- kundenspezifische Artikel wie z. B. „Dübel Heribert-XC“ können ab sofort ebenfalls gepflegt werden.
5.) ETIM:
- Es gibt jetzt vier zusätzliche Spalten am Ende des Haupt-Tabellenblattes (dpbTradeItem) für die Übermittlung der ETIM-Klassifikation.
- Außerdem gibt es nun ein zusätzliches Tabellenblatt (etimClassificationInformation) für die Übertragung aller zu den Artikeln gehörenden ETIM-Attribute.
Eine Importdatei für Stammdaten mit Beispielartikeln und das Basisstammdatenmodell in der Version 02.00 finden Sie im Download-Bereich des Heinze-Lieferantenportals.
Sie sind nicht sicher, welche Option für Sie sinnvoll ist und / oder haben Fragen zur Erstellung eines DPB-Standards? Lassen Sie sich gerne unverbindlich von uns beraten.
Auf der Suche nach weiteren Informationen zum Thema DPB? Auf unserer Seite zur Erstellung des DPB-Datenstandards finden Sie unser kostenloses DPB-Whitepaper und weitere nützliche Informationen.